THEATER IM PALAIS

zurück zu teilnehmende Theater 2009

palais 

Zur Webseite: www.theater-im-palais.de

 
Am Anfang war der Wunsch. „Wir haben Lust auf unser eigenes Theater.“ Die das sagten, waren eine Handvoll Theaterleute, die nach 1990 neue künstlerische Ufer suchten, um dort zu ankern. So fand man zunächst die Spielstätte, das historische Palais am Festungsgraben. 1753 wurde es als sogenanntes Donnersches Palais zur privaten Nutzung gebaut und bald verkauft. 1787 zog die preußische Finanzbehörde - die Wirkungsstätte des Reformers Freiherr vom Stein – in das Haus ein. Von dieser Zeit an, und auch als es 1863 zum Sitz des preußischen Finanzministeriums wurde, war das Palais immer ein Ort kultureller Veranstaltungen. 1945, kaum beschädigt, mitten in der Trümmerlandschaft Berlins fanden dort die ersten Konzert- und Theaterveranstaltungen nach dem Krieg statt. Zwischen 1950 bis 1990 war es das Haus der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft.

Um Theater zu machen, war diese Lage geradezu ideal. Mitten im alten Berlin, Unter den Linden, hinter der Neuen Wache, schräg gegenüber der Deutschen Staatsoper und zwischen dem Deutschen Historischen Museum und der Humboldt-Universität beheimatet – kurz gesagt: in bester Gesellschaft. Auch hatte das Haus - zunächst - alles, was man zum Theaterspielen brauchte: eine Bühne, ein Klavier und einen Saal. Es konnte also losgehen. An Mut und Ideen fehlte es nicht, wohl aber zunächst an Zuschauern. „Ganz am Anfang haben wir uns, blauäugig wie wir waren, gewundert, ein paar Mal vor 4-8 Leuten zu spielen. Die Menschen hatten nach 1989 wohl aber anderes zu tun als sich auf ein neu gegründetes Theater zu stürzen“,, erinnert sich Barbara Abend, künstlerische Leiterin und von Anfang an dabei, an diese erste Zeit. Es wurde geprobt, was das Zeug hielt, denn es galt die Idee von dem eigenen Theater unbedingt am Leben zu erhalten. Das Wagnis gelang mit Mut, Leistungswillen, Selbstbewusstsein und Idealismus.

Heute, 17 Jahre später, kann man diese Kombination mit Stolz Erfolg nennen.

Literatur, Musik und immer wieder - Berlin:
Wenn man Theater als die Aufgabe ansieht, das Publikum auf besondere Weise mit Geschichten unterhaltsam zu konfrontieren, dann kann man das Theater im Palais getrost als ein traditionelles Theater verstehen. Autoren stehen im Mittelpunkt, nicht pompöse Effekthascherei. Die Modernität versteckt sich in der Entdeckungslust des Ensembles, in alten Texten nach dem heute noch Gültigen zu suchen. Goethe, Schiller, Shakespeare. Doch nicht nur Dramatiker finden auf der Bühne Raum. Stilprägend für das Theater im Palais sind die literarischen Adaptionen erzählerischer Meisterwerke von Fontane, Heine oder E. T. A. Hoffmann, die in dem für das Theater typischen Interpretationsstil, einer Mischung aus Erzählen, Spielen und musikalischer Begleitung, aufgeführt werden. In Berlins historischer Mitte, dort wo einst die literarischen Salons des 19. Jahrhunderts das kulturelle Leben bestimmten, hat sich das Ensemble mehrfach mit der Berliner Kultur-, Literatur- und Stadtgeschichte auseinandergesetzt. Literarisch-musikalische Programme wie „Berlin in anderen Umständen“, „Hinterm Ofen sitzt ne Maus“ oder „Mit der Hand übern Alexanderplatz“ haben fern jeder Leierkasten-Seligkeit mit der dem Berliner Humor eigenen Selbstironie das Lebensgefühl der Berliner in Geschichte und Gegenwart reflektiert.

Mit Verlaub – Wir danken Ihnen!

16 Jahre Theater im Palais sind nur möglich durch ein Publikum, das uns zum Teil von Beginn an begleitet und stetig wächst. Allabendliche Gespräche, Foyerdiskussionen, die alljährliche Geburtstagsfeier, einst nach dem ersten überstandenen Jahr als Spaß gedacht und nun zur Tradition geworden, und unzählige Gastspiele im In- und Ausland haben die Verbundenheit zwischen dem Ensemble und dem Publikum wachsen lassen und das Theater zu dem gemacht, was es heute ist: „In einer Riesenstadt ein kleines, aber doch anspruchsvolles Original mit sehr eigenem Charakter, das in der Mitte Berlins lebt und nicht unwesentlich von dessen Geschichte.

Gegenwärtiges – „Maßstabsgetreu verkleinerte Weltliteratur und präzise vergrößerte Kleinkunst“:
Unterstützt von zwei Fördervereinen in Berlin und Brüssel und seit einigen Jahren auch aufgenommen in die Kulturförderung des Berliner Senats, steht das Theater im Palais auf wirtschaftlich kleinen, aber sicheren Beinen.
Seit seiner Gründung hat es sich innerhalb der Berliner Kulturlandschaft zu einer anerkannten Institution entwickelt. So schrieb die Kritikerin Irene Bazinger in der Berliner Zeitung im Januar 2007: „Die Atmosphäre in diesem gepflegt-charmanten Kammertheater mit seinen 99 Plätzen ist von einer geradezu altmodischen Höflichkeit, liebenswürdigen Kultiviertheit und enormen Könnerschaft geprägt. Im Stil der historischen Berliner Salons wird Unterhaltung mit Niveau angeboten: von der maßstabsgetreuen verkleinerten Weltliteratur bis zur präzise vergrößerten Kleinkunst“.